Das Labyrinth von Chartres

 

Die ersten Labyrinthe entstanden vor über 3000 Jahren. Die bekanntesten sind im alten Griechenland zu finden (Minotaurus - Geschichte)  und im Mittelalter in Fußböden von Kirchen, als Bußgänge für Gläubige. Labyrinthe sind keine Irrgärten. Diese entstanden ab dem 16. Jahrhundert zur Unterhaltung und zum Zeitvertreib, v.a. in Gartenanlagen. Echte Labyrinthe enthalten keine Sackgassen. Eines der bekanntesten Labyrinthe ist das von Chartres. 11 konzentrische Kreise und 34 Kehren gilt es zu durchschreiten, bis man in die Mitte gelangt, die mit sechs blütenähnlichen Kreisen dargestellt ist.

Dieses Jahr war es soweit. Ich stand mit meiner Freundin vor der Kathedrale. Ich hatte in meiner Vorstellung ein bombastisches Gebäude erwartet und war überrascht von der eher zart wirkenden Erscheinung. Wir betraten das Innere und erblickten sofort das Labyrinth am Boden. Glücklicherweise hatten wir vorher gelesen, dass nur freitags die Bestuhlung entfernt wird, damit man das Labyrinth begehen kann. Mehrere Menschen gingen bereits die Schlaufenpfade entlang. Zunächst ging ich in der Kathedrale umher, um mich in den Raum einzufühlen und meine Frage so klar wie möglich zu formulieren. Als ich soweit war, betrat ich das Labyrinth. Mit langsamen Schritten ging ich durch die Linien. Ich war auf die erste Begegnung gespannt, denn man musste ja an anderen vorbei, was bei den schmalen Pfaden nicht ganz einfach ist. Es klappte besser als erwartet, alle waren meist sehr achtsam und rücksichtsvoll. Ich hatte ganz unerwartete Eingebungen, sanft und universell. Ich war hoch konzentriert und sehr fokussiert auf die Mitte. Dort angelangt, blieb ich mit geschlossenen Augen stehen. Es war eine leichte, klare Energie zu spüren, die mich durchfloss. Ich fühlte einen energetischen Ring um mich. Als ich die Augen öffnete, sah ich einige Menschen um mich herum in den blütenähnlichen Kreisen stehen. Dann ging ich langsam zurück, erfüllt vom Erlebnis in der Mitte. Ich setzte mich an die Seite und sah den anderen beim Gehen zu. Einige liefen überraschenderweise aus der Mitte quer durchs Labyrinth hinaus, manche nahmen das Labyrinth gar nicht wahr und wurden von einem freundlichen älteren Herren abgehalten quer über die Linien zu laufen. Andere schritten tief versunken die Pfade entlang, Kinder liefen leise kichernd und spielerisch durchs Labyrinth, Im zweiten Durchgang ging auch ich viel leichter und beschwingter die Linien entlang. In der Mitte stand ich in einem Blütenblatt und schaute durch die berühmten chartresblauen Fenster hinaus. Tief erfüllt verlies ich mit meiner Freundin die Kathedrale. 

Für mich sind Labyrinthe heilige Räume, um Antworten zu empfangen. Ähnlich wie bei einer schamanischen Reise, taucht man in eine andere Ebene hinein, um Zugang zu Informationen und Erkenntnissen zu erhalten. Oftmals kommen Eingebungen, mit denen man gar nicht rechnet oder die überraschend sind. Man kann diesen Prozess auch mit Hilfe einer graphischen Zeichnung nachempfinden. Auf einer Zeichenvorlage  kann man mit Hilfe eines Stiftes durch das Labyrinth „gehen“. Als Erweiterung gibt es die Möglichkeit, diesen Gang mit Hilfe der Neurographik® weiter zu bearbeiten. Ich begleite diesen Zeichenprozess durch die Technik der Neurostrukturierung: